28.10.2020

Sucht und suchen

In Gesprächen über die Ursachen von Sucht und Abhängigkeit wird häufig gesagt: “Sucht kommt von suchen!“

Das ist eine in der Suchthilfe weit verbreitete Formulierung, die sowohl von Betroffenen als auch von Therapeut*innen verwendet wird.

Ausgedrückt wird damit die psychologisch-philosophische Einsicht,  wonach der/die Süchtige etwas im Suchtmittel sucht, das er/sie eigentlich woanders finden müsste.

Und es wird eine Interpretation angeboten, wie das süchtige Verhalten  zu verstehen ist.  Nämlich als fehlgeleitete und unvollendete Suche nach etwas woran ein Mangel herrscht.

Als ich die Frage ‚Suchen Sie in der Droge etwas?‘  in einer Gruppentherapie gestellt habe, erhielt ich spontan diese Antworten:

Geborgenheit,  Entspannung, Ruhe finden, abschalten können, den Kopf leeren, nichts mehr mitbekommen, klar sein, Leistungen ohne Anstrengung erbringen können,  Feiern ohne erschöpft zu sein, unbegrenzte sexuelle Energie , kraftvoll und  einfallsreich sein, über Grenzen gehen

Etymologisch gesehen, bedeutet das Wort ‚Sucht‘ auch ‚krank‘ und ’siech‘ sein. Seit dem 17 Jh. kam die Bedeutung von ’suchen‘ hinzu.

Zu Recht finde ich.

Eduard Luszas